In den vergangenen Monaten haben wir viel darüber gehört, was generative künstliche Intelligenz (KI) aktuell leisten kann und inwiefern sie unser Leben beeinflussen wird. Wie immer seit der Erfindung der Dampfmaschine wird bei solchen revolutionären technischen Neuerungen die Frage gestellt, welche Berufe sie künftig ersetzen kann. Einigermaßen sicher ist, dass Tätigkeiten, die in einem hohen Maße sich wiederholende Abläufe beinhalten, leichter automatisiert und damit rationalisiert werden können als solche, die einen Fokus auf kognitiven und interaktiven Handlungen haben. Auch wir schauen daher, welche Berufe in dieses Kategorie fallen und sich zumindest stark verändern werden. In einem zweiten Beitrag werden wir aber auch einen Blick auf Berufe werfen, die durch KI neu entstehen. Denn für beide Perspektiven wollen wir optimistisch sein, dass KI mehr Nutzen schafft als Schaden anrichtet.

300 Millionen Arbeitsplätze weltweit können theoretisch automatisiert werden

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von McKinsey analysiert, wie die Einführung künstlicher Intelligenz bis 2030 potenziell die US-Arbeitslandschaft verändern wird. Die Studie schätzt, dass nahezu zwölf Millionen Amerikaner in Jobs mit sinkender Nachfrage sich beruflich neu orientieren müssen. Während die sogenannte „Great Resignation“ durch das Streben der Arbeitnehmer nach besseren Bedingungen getrieben wurde, zeigt der McKinsey-Bericht, dass Millionen von Menschen sich nicht aus Wahl, sondern aus Notwendigkeit umschulen müssen. Besonders betroffen könnten Branchen wie Kundenservice, Vertrieb, Gastronomie und Fertigung sein.

Der Bericht betont, dass Arbeitskräfte im Niedriglohnsektor bis zu 14-mal wahrscheinlicher von diesen Veränderungen betroffen sein werden. Eine Studie von Goldman Sachs geht wiederum davon aus, dass zwei Drittel der derzeitigen Arbeitsplätze einem gewissen Grad an KI-Automatisierung ausgesetzt sind und dass bis zu einem Viertel der derzeitigen Arbeit durch generative KI ersetzt wird. Rechnet man ihre Schätzungen auf die ganze Welt hoch, so könnte generative KI das Äquivalent von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen der Automatisierung aussetzen.

Aber es gibt auch positive Nachrichten: Die Nachfrage in gut bezahlten Sektoren wie Gesundheitswesen, Technologie und Transport wird voraussichtlich steigen. Zudem sind laut aktueller Einschätzung Berufe wie Koch, Kfz-Mechaniker sowie Arbeitsplätze in der Forst- und Landwirtschaft nicht so stark von den Entwicklungen betroffen.

Doch schauen wir einmal, welche Bereiche vermutlich besonders vom Einsatz von KI betroffen sein werden und warum das so ist:

Fertigung und Produktion

In der Fertigung werden schon seit Jahren Roboter eingesetzt und KI kann diese Maschinen intelligenter und vielseitiger machen. Viele Tätigkeiten in der Produktion sind hochgradig repetitiv. Das macht sie prädestiniert für Automatisierung, da Roboter diese Aufgaben oft schneller und genauer ausführen können. Hinzu kommt, dass KI-Systeme mit Sensoren und Kameras ausgestattet werden können, um Qualitätsprüfungen in Echtzeit durchzuführen. Dies kann die Konsistenz und Qualität der hergestellten Produkte erhöhen.

Verwaltung / Büroarbeit / Buchhaltung

Routineaufgaben wie Dateneingabe oder einfache Analysen werden automatisiert. Automatisierte Buchhaltungssysteme können beispielsweise Routineaufgaben wie die Kategorisierung von Ausgaben, die Abstimmung von Konten und die Erstellung von Berichten erheblich beschleunigen. Darüber hinaus erfordert das Controlling die Verarbeitung und Analyse großer Mengen an Finanzdaten. Das ist eine Aufgabe, die KI-Systeme effizient und genau erledigen werden. Besonders zu erwähnen ist auch der hohe Grad an Standardisierung, denn viele buchhalterische Aufgaben folgen festgelegten Regeln und Standards (z.B. IFRS, GAAP), was die Automatisierung erleichtert.

Kundenservice

Chatbots und automatisierte Support-Systeme könnten menschliche Kundendienstmitarbeiter in einigen Bereichen ersetzen, denn sie sind in der Lage, gleichzeitig eine große Anzahl von Kundenanfragen zu bearbeiten, was besonders bei hohem Anfragevolumen nützlich ist. Zudem sind KI-Systeme rund um die Uhr verfügbar und können Anfragen bearbeiten, wenn menschliche Mitarbeiter nicht verfügbar sind, etwa nachts oder an Feiertagen.

Finanzdienstleistungen

Algorithmen können bereits einige Formen der Finanzberatung übernehmen und sind fähig, große Mengen von Transaktionen zu überwachen und zu analysieren. Sie können aber auch komplexe Finanzdaten analysieren, um Risiken besser einzuschätzen und Vorhersagen zu treffen, die über die Fähigkeiten traditioneller Modelle hinausgehen. Durch die Analyse von Transaktionsdaten erkennen KI-Systeme zudem auffällige Aktivitäten und helfen so dabei, Betrugsfälle schneller zu identifizieren.

Medizin

Diagnostische KI-Systeme können bereits bestimmte Arten von Röntgenbildern und Scans mit hoher Genauigkeit analysieren, obwohl die Rolle des Arztes in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht vollständig ersetzt wird. Sie werden in diesem Sinne als Co-Pilot agieren, die den Ärzten assistieren und die Qualität der Behandlung verbessern.

Einzelhandel

Automatisierte Kassensysteme und Lagerroboter ergänzen menschliche Arbeitskräfte in Supermärkten und Lagern oder werden sie teilweise ersetzen. Selbstbedienungskassen und sogar komplett kassenlose Systeme werden beispielsweise zunehmend durch KI-Technologien ermöglicht, was den Checkout-Prozess beschleunigt und Personal einspart.

Rechtswesen

Einfache Rechtsdienstleistungen wie die Dokumentenprüfung werden durch spezialisierte KI-Systeme automatisiert. Im Rechtswesen gibt es oft eine Unmenge an Dokumenten, Rechtsprechungen, Gesetzestexten und sonstigen Informationen. KI kann diese Datenmengen schneller und genauer analysieren als ein Mensch. Zudem können Verträge auf relevante Klauseln, Risiken und Chancen hin überprüft werden. Das spart Zeit und reduziert die menschliche Fehlerquote.

Journalismus / Texterstellung

Einige Arten von Nachrichten, wie Finanzberichte oder Sportergebnisse, sind relativ leicht durch KI generierbar. Dies ermöglicht es Journalisten, sich auf komplexere Geschichten und investigative Berichterstattung zu konzentrieren. Auch in der Datenanalyse zeigt sich Mehrwert. So kann KI große Mengen von Daten effizient analysieren und so Journalisten dabei helfen, Trends zu erkennen oder tiefgründige Analysen durchzuführen, die manuell viel Zeit in Anspruch nehmen würden. All diese Aktivitäten sind jedoch nicht ohne Faktencheck bzw. Qualitätsprüfung durch einen Menschen nutzbar.

Dolmetscher

KI-Systeme sind in der Lage, Texte und gesprochene Worte in Echtzeit zu übersetzen, was für Geschäftsverhandlungen, Touristen oder internationale Ereignisse von Vorteil ist. Während menschliche Dolmetscher nicht immer und überall verfügbar sind, können KI-Systeme über das Internet leicht zugänglich gemacht werden. Sie sind dabei in der Regel günstiger als menschliche Fachkräfte, insbesondere für Aufgaben, die keine hohe Expertise erfordern. Zuletzt können KI-Lösungen für viele Sprachen trainiert werden, einschließlich solcher, für die menschliche Dolmetscher selten sind.

Programmierer

Es gibt bereits Tools, die automatisch Code für bestimmte, oft wiederholte Aufgaben generieren. Das kann die Effizienz steigern und die Fehlerquote senken. Darüber hinaus können die Systeme diesen Code analysieren und potenzielle Fehler oder Schwachstellen erkennen – oft effizienter als menschliche Review-Prozesse. KI ist zudem in der Lage, Tests für Software automatisch zu generieren und durchzuführen, was die Qualität der Software verbessern und den Entwicklungsprozess beschleunigen könnte.

Es wird deutlich, dass breite Einsatz von KI die Arbeitswelt fundamental verändern wird. Dies wird jedoch nicht über Nacht geschehen, sodass es Möglichkeiten gibt, das eigene Unternehmen im Kontext der künstlichen Intelligenz klug aufzustellen und gleichzeitig für die Menschen einen sanften Übergang zu schaffen. Dies liegt daran, dass KI nicht nur Berufsgruppen obsolet werden lässt, sondern durchaus auch neue Berufsfelder und Arbeitsplätze schafft. Welche das sind, erfahrt Ihr in unserem nächsten Blogbeitrag.

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Über den Autor

Mathias Herrmann

CEO bei ALLEHERZEN

Mathias Herrmann ist Internetunternehmer der ersten Stunde mit einem tiefen Interesse für digitale und Zukunftstechnologien. Seit über 20 Jahren hilft er Unternehmen dabei, mit innovativen Lösungen das Beste aus Ihren Daten zu machen – ohne dabei die Menschen hinter den Daten zu vergessen.

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