Das erfolgreiche Interagieren mit ChatGPT setzt voraus, dass effektive Prompts formuliert werden. Andernfalls kann dies zu Missverständnissen oder sogar irreführenden Antworten durch den Bot führen. Daher werden wir uns in diesem Blogartikel genauer anschauen, wie man qualitativ hochwertige Prompts schreibt, um das Potenzial von ChatGPT optimal zu nutzen. 

Die Interaktion mit ChatGPT ist vergleichbar mit einem Interview. Man sollte klar wissen, welches Ziel mit einer Frage verfolgt wird, da dies die Art und Weise beeinflusst, wie man seine Frage stellt. Durch gezieltes Anpassen von Fragestruktur, Ton und Informationstiefe kann die Antwortqualität von ChatGPT maßgeblich beeinflusst werden. Über folgende Aspekte sollte man sich daher im Vorfeld Gedanken machen: 

Zielsetzung von Prompts 

Die Intention hinter einer Frage legt fest, wie sie formuliert wird. Abhängig von dieser Intention kann die Reaktion der KI von einer kurzen Antwort bis hin zu ausführlichen Erklärungen reichen. 

Struktur und Tonfall 

Die Fragestruktur ist essenziell für eine relevante Antwort. Während ein formeller Ton sachliche Antworten hervorbringt, erzeugt ein lockerer Tonfall eher ungezwungene oder kreative Feedbacks. 

Detailgrad 

Die gewünschte Informationstiefe innerhalb der Frage beeinflusst die Antworttiefe. Es ist jedoch zu beachten, dass zu spezifische Fragen den Bot überfordern könnten. Daher kann es sinnvoll sein, komplexe Fragen in mehrere Teilfragen zu zerlegen. 

Einige Beispiele 

Gute Prompts sind klar und präzise, wie „Erkläre die Quantenmechanik-Grundlagen auf einfache Weise“ oder „Erzähle eine lustige Geschichte über Fuchs und Hase“. Schlechte Prompts dagegen sind zu vage oder überladen, wie „Erzähl mir alles über die Galaxie“ oder „Warum ist der Himmel blau und warum schlafen Menschen?“. 

Ein häufig auftretendes Missverständnis ist, dass komplexere Prompts zwangsläufig zu besseren Antworten führen. Es ist zudem falsch anzunehmen, dass ChatGPT den Tonfall automatisch erkennt. 

Drei Take Aways: 

  • Struktur, Ton und Informationstiefe sind entscheidend für die Antwortqualität. 
  • Man sollte das Antwortziel kennen, bevor man eine Frage stellt. 
  • Es ist ratsam, komplexe Fragen in mehrere, einfachere Prompts zu zerlegen. 

Praktische Hinweise 

  • Experimentieren mit verschiedenen Frageformulierungen und -tiefen kann hilfreich sein, um zu verstehen, wie ChatGPT reagiert.  
  • Bei unbefriedigenden Antworten sollte man die Frageelemente nacheinander anpassen und in mehreren Anläufen optimieren. Viele Veränderungen gleichzeitig verzerren das Ergebnis.  
  • Eine klare, verständliche Sprachwahl ist zudem zu bevorzugen, während umgangssprachliche Begriffe oder kulturelle Anspielungen vermieden werden sollten, es sei denn, sie sind explizit gewünscht und für das Ergebnis relevant. 

Auch der Kontext beeinflusst das Resultat 

Die Effektivität eines ChatGPT-Prompts hängt darüber hinaus maßgeblich vom Kontext ab. Dieser bietet Hintergrundinformationen, die ChatGPT benötigt, um den Rahmen der Anfrage zu verstehen. Dabei geht es um die gesamte Geschichte, die Details und Fakten, die mit der eigentlichen Frage in Verbindung stehen. Der Kontext gibt also die Situation oder das Szenario vor, in dem die Frage gestellt wird. Ohne ihn könnte die Lösung zwar korrekte, aber möglicherweise irrelevante Antworten liefern. Das liegt daran, dass die KI basierend auf gelernten Mustern antwortet und keinen realen Kontext selbst schaffen kann. Ein weit verbreitetes Missverständnis liegt jedoch in der Annahme, dass mehr Kontext immer zu besseren Ergebnissen führt. Zu viel Kontext kann jedoch manchmal überflüssige Details in der Antwort hervorrufen. 

Praktische Hinweise: 

  • Überlegen Sie beim Erstellen eines Prompts, welche zusätzlichen Umfeld-Informationen für eine relevante Antwort nötig sind. 
  • Üben Sie das Erstellen von Prompts mit verschiedenen Kontexten, um ein besseres Verständnis für ChatGPTs Antwortverhalten zu bekommen. 
  • Betrachten Sie das Entwickeln von Prompts als einen Prozess, bei dem Sie durch Anpassungen das beste Ergebnis erzielen können. 

Die Kunst des Prompt Engineerings 

Unkonventionelle Methoden und Herangehensweisen können teilweise bemerkenswerte Ergebnisse liefern, insbesondere im Prompt Engineering. Abschließend werden wir deshalb drei Techniken erläutern, mit denen Sie die Reaktionen und Ergebnisse von ChatGPT beeinflussen können. 

Priming-Methode 

Die erste Methode ist das sogenannte „Priming“ bei ChatGPT. Bei diesem Vorgang werden spezifische Eingabeaufforderungen oder Kontexte vorgegeben, um die nachfolgenden Antworten zu beeinflussen. Durch das gezielte „Priming“ von ChatGPT mit bestimmten Daten oder Richtlinien kann man die Art, das Thema oder den Stil der Antwort beeinflussen. ChatGPT reagiert auf Basis seiner Trainingsdaten, die eine Vielfalt von Kontexten und Stilrichtungen enthalten. 

Wenn ein Nutzer beispielsweise etwas über umweltbewusstes Leben erfahren möchte, dann bringt es weniger eine Frage zu formulieren wie: „Erzähl mir etwas über Umweltschutz.“ Zielführender ist beispielsweise die Frage: „Ich versuche, meinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Was sind deine Gedanken dazu?“  

Selbstversuch

Geben Sie doch einmal „I am trying to reduce my ecological footprint. What are your thoughts on this?” in die Eingabemaske von ChatGPT ein. 

Vergleichen Sie das Ergebnis mit „Tell me something about environmental protection.“ 

In dem Beispiel mit Priming gibt der Nutzer durch seine spezifische Anfrage den Kontext vor und bereitet somit die KI darauf vor, Informationen und Tipps zu einem umweltbewussten Lebensstil zu geben. Die Antworten werden mit hoher Wahrscheinlichkeit relevanter und zielgerichteter sein als ohne das spezifische Priming. 

Persona-Methode 

Eine andere Methode besteht darin, ChatGPT eine bestimmte Rolle oder Persönlichkeit zuzuweisen. Während ChatGPT normalerweise keine eigene Persönlichkeit oder Geschichte hat, kann man dem Bot für eine bestimmte Anfrage eine Rolle geben. Ein Beispiel hierfür wäre, dass eine Bibliothek ihren Nutzern helfen möchte, neue Bücher basierend auf ihren Interessen zu entdecken. ChatGPT soll die Rolle eines begeisterten Literaturkenners und Bibliothekars übernehmen, der tiefgründiges Wissen über Bücher und Autoren besitzt und gerne Leseempfehlungen gibt. Die KI kann mit Hilfe der Persona-Methode so konfiguriert werden, dass sie spezifische, kontextbezogene Antworten gibt, die dem Charakter eines Bibliothekars entsprechen. Die KI bietet dann nicht nur passende Buchempfehlungen, sondern stellt auch Nachfragen, um die Vorschläge noch besser auf die Präferenzen des Nutzers abzustimmen. 

Selbstversuch

Versuchen Sie doch mal diesen Prompt: “Schreib ein Sonett über Sonnenblumen als William Shakespeare” (-> Write a sonnet about sunflowers as William Shaespeare).  

Durch die Zuweisung der Rolle – hier William Shakespeare – wird die Form der Antwort maßgeblich von der Persona bestimmt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ChatGPT nicht wirklich eine Persona annimmt, sondern sie lediglich basierend auf seinen verarbeiteten Trainingsdaten nachahmt. 

Mitarbeiter-Methode 

Eine dritte Methode sieht ChatGPT eher als kollaborativen Partner, denn als simples Tool. So kann ChatGPT beispielsweise um Vorschläge für ein Projekt gebeten werden. Ein solcher Ansatz kann beim kreativen Schreiben oder Brainstorming besonders hilfreich sein. Wenn ein Autor beispielsweise neue Ideen für einen Roman entwickeln möchte, dann kann ChatGPT als Brainstorming-Partner fungieren, um Charaktere, Plot-Twists und Weltenbau zu entwickeln, Dialoge zu entwerfen oder sogar ganze Abschnitte des Buches zu schreiben, die der Autor dann überarbeiten kann. Ein weiterer Anwendungsbereich liegt in der Beratung. Wenn ein Unternehmensberater zum Beispiel frische Ansätze für eine Marketingstrategie benötigt, dann kann ChatGPT als Ideengeber für Marketingmaßnahmen dienen, bei der Formulierung von USPs (Unique Selling Propositions) helfen und gemeinsam mit dem Berater eine mögliche Kundenansprache-Strategie entwickeln. 

Selbstversuch

Probieren Sie doch beispielsweise mal: „Nenn mir 10 relevante Aspekte eines Bonusprogramms für Kunden einer Lifestyle-Fashion-Brand” (-> Name 10 relevant aspects of a loyalty program for customers of a lifestyle fashion brand). 

Abschließend ist zu sagen, dass die kreative Gestaltung von Prompts allein nicht ausreicht. Sie sollten klar und präzise sein. Es ist immer wichtig zu bedenken, dass ChatGPT keine echte Intuition oder Bewusstsein besitzt, sondern immer nur auf der Basis seiner Trainingsdaten antwortet. 

Ein letzter Tipp 

Ihnen ist aufgefallen, dass wir die Beispiel-Prompts auch in Englisch verfasst haben. ChatGPT verarbeitet zurzeit englischsprachige Prompts noch besser als beispielsweise Deutsche, da deutlich mehr Trainingsdaten in englischer Sprache vorliegen. Die Resultate werden daher auf Englisch etwas besser sein. Falls Ihnen Englisch nicht so sehr liegt, schreiben Sie Ihre Prompts einfach zunächst auf Deutsch und schicken sie dann durch den DeepL-KI-Übersetzer, bevor Sie das Ergebnis in ChatGPT kopieren. -> https://www.deepl.com/translator#de/en/ 

Wenn Sie darüber nachdenken, generative KI in Ihrem Unternehmen einzusetzen, um effizienter zu arbeiten und bessere Ergebnisse zu erzielen, dann kontaktieren Sie gerne unsere KI-Experten. Wir schaffen mit Ihnen gemeinsam eine maßgeschneiderte Lösung! 

Über den Autor

Mathias Herrmann

CEO bei ALLEHERZEN

Mathias Herrmann ist Internetunternehmer der ersten Stunde mit einem tiefen Interesse für digitale und Zukunftstechnologien. Seit über 20 Jahren hilft er Unternehmen dabei, mit innovativen Lösungen das Beste aus Ihren Daten zu machen – ohne dabei die Menschen hinter den Daten zu vergessen.

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